Der deutsche Digitalisierungsgrad lag vor der Corona-Pandemie zwar noch im mittleren Feld, aber er stieg seit Jahren an - so eine positive Erkenntnis des D21 Digital Index 2019/2020. Laut der Studie waren 86 Prozent der Deutschen online, davon gingen die meisten über ihr Smartphone ins Netz.
Und ein Großteil der Bundesbürger standen den Veränderungen durch den Digitalen Wandel aufgeschlossen und positiv gegenüber. Das bestätigte eine Forsa-Umfrage im Auftrag der FDP: Über 80 Prozent der Deutschen sahen die Digitalisierung als Chance an und erkannten die Vorteile.
Als die Corona-Pandemie ausbrach und ihren Lauf nahm, waren in einer DMEXCO-Umfrage 70 Prozent der Überzeugung, dass die Situation den Digitalen Wandel besonders bei Unternehmen beschleunigen würde.
Deutsche Wirtschaft verpasst die Digitalisierung”, “Wie Deutschland die Digitalisierung verschläft” oder “Deutsche Arbeitnehmer nicht für Digitalisierung gewappnet”: Diese und ähnliche Schlagzeilen kann man seit Jahren in den Medien hören und lesen.
Es gibt nicht die Digitalisierung. Was unter Digitalisierung, Digitaler Wandel oder auch Industrie 4.0 verstanden wird, ist ein großer Themenkomplex, der aus vielen Aspekten besteht. Zum Beispiel gehören dazu der Breitbandausbau, E-Learning, E-Government, E-Commerce, E-Health, Remote Work und die Nutzung von Cloud-Anwendungen. Ebenso zählen unter anderem Big Data, Künstliche Intelligenz, Smart Home, Connected Cities, Fintech, Predictive Maintenance, Deeptech, autonom fahrende Autos und Virtual Reality dazu.
Dieses breite Spektrum macht es schwer, über die Digitalisierung zu reden, denn sie umfasst extrem viele Themengebiete. Dazu kommt, dass jeder Mensch den Grad der Digitalisierung anders wahrnimmt. Manch ein Unternehmenslenker sieht vielleicht den Digitalen Wandel als getan an, wenn er seine Unternehmenskommunikation von Brief und Fax auf E-Mail umstellt. Andere Entscheider bezeichnen die Digitale Transformation ihres Unternehmens erst als gelungen, wenn Unternehmensprozesse vollautomatisiert mit KI-Steuerung ablaufen.
Dazu kommt, dass sich das Rad der Technologien mit Höchstgeschwindigkeit weiterdreht. Was sinnbildlich gesprochen gestern noch neu war, ist heute normal und morgen vielleicht schon längst überholt. Unternehmen, die manche Entwicklungen aussitzen oder zu zögerlich angehen, können innerhalb weniger Jahre von großen wie auch kleinen Mitbewerbern überholt werden. Der Anschluss gestaltet sich dann als extrem schwierig oder gar unmöglich.
Digitalisierung ist also nicht gleich Digitalisierung. Dementsprechend sind Erhebungen und Diskussionen zu diesem großen und immer größer werdenden Themengebiet immer mit Vorsicht zu genießen!