Was kann ich tun, um erfolgreich gegen den Fachkräfte­mangel vorzugehen?

Carsten Wolf, Leanwolf

Keine Frage, dass der Fachkräftemangel eine der großen Herausforderungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten für Sie als Unternehmer, aber auch für Politik und Gesellschaft sein wird. Hierfür müssen wir uns nur den demographischen Wandel und die sich daraus ergebende aktuelle Alterspyramide in Deutschland ansehen.

Auch wenn es regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern als auch zwischen dem Land und den Großstädten gibt, eines ist klar: Die Jahrgänge, die derzeit in Rente gehen, sind zahlenmäßig deutlich stärker als diejenigen, die in den Arbeitsmarkt eintreten. Und damit nicht genug. Denn diese Tendenz der spürbaren Verringerung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird in den kommenden Jahren durch die "Babyboomer-Jahrgänge" noch erheblich verstärkt.

Es verlassen mehr Menschen den Arbeitsmarkt, als neu dazukommen.

Alterspyramide

Spüren Sie die Auswirkungen?

Umfrageergebnisse zeigen eindeutig auf, dass sich der Fachkräftemangel nicht nur auf einzelne Branchen oder Regionen beschränkt, sondern dass es sich um eine flächendeckende Herausforderung handelt und nahezu alle Wirtschaftsbereiche betrifft. Über 80 % der Unternehmer*innen geben an, dass sie bereits heute die Auswirkungen der Fachkräfteknappheit spüren.

Um die Auswirkungen für die Unternehmen zu finden, brauchen wir nicht lange suchen. Diese zeigen sich insbesondere bei den massiv gestiegenen Kosten zur Gewinnung neuer Fachkräfte. Aber auch der zeitliche Aufwand für die Rekrutierungsprozesse, bis adäquat qualifizierte Arbeitskräfte eingestellt werden können, ist erheblich gestiegen.

Zudem berichten die Firmen über höhere und zum Teil stark gestiegene Personalkosten. Daraus folgend sinkt nicht nur die Flexibilität der Firmen, sondern es müssen auch Aufträge abgelehnt werden und die Belegschaft geht zunehmend an die Grenzen ihrer Arbeitsbelastung und manchmal auch darüber hinaus.

Daraus folgen für die Unternehmen eine höhere Unzufriedenheit der Mitarbeiter, eine Überforderung der Führungskräfte und schließlich eine schlechte Stimmung im Team. Was sich wiederrum auf die Produktivität auswirkt und sich letztlich in den Unternehmenszahlen widerspiegelt.

Soweit ist mir das bekannt, aber wie gehe ich als Unternehmer*in am besten damit um?

Den Wandel vom Arbeitgeber- hin zum Arbeitnehmermarkt ist von einem Großteil der Unternehmen bereits erkannt worden. Aber gerade Großunternehmen leiten den Umfragen zufolge wesentlich umfangreichere strategische Maßnahmen in die Wege als die KMU und könnten sich damit einen nicht unwesentlichen Vorteil verschaffen.

Neben verschiedenen Maßnahmen zur Gewinnung neuer Fachkräfte setzen diese Unternehmen die größte Hoffnung dabei in die Ausbildung sowie in die Fort- und Weiterbildung des bestehenden Personals. Und genau an diesem Punkt besteht meiner Meinung nach auch das größte Potential für die kleinen und mittleren Unternehmen.

Das Fördern der eigenen Mitarbeiter auf Basis deren Ziele und Fähigkeiten sowie das gemeinsame Abstimmen von Unternehmenszielen mit den Mitarbeiterzielen wird in Zukunft über den Erfolg und Misserfolg von Unternehmen entscheiden. Die Fähigkeit, Mitarbeiter zu inspirieren und zu motivieren wird ausschlaggebend sein, um im kommenden Jahrzehnt als Unternehmer*in erfolgreich zu sein.

Hierfür ist es wichtig, die Attraktivität des Arbeitsumfelds im eigenen Unternehmen zu steigern. Dies reicht von einer angemessenen Bezahlung der Fachkräfte bis hin zu verschiedenen Maßnahmen, wie flexible Arbeitszeiten, konsequente Feedback- und Fehlerkultur, Steuerung der Arbeitsbelastung oder individuelle Entwicklungsprogramme. Immer wieder komme ich auf den Punkt zurück, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erfragen, zu verstehen und somit das Verbesserungspotenzial zu erkennen als auch zu heben. Dies wiederum erfordert geschulte und weitergebildete Führungskräfte, die diese Potentiale erkennen, fördern und für motivierte Mitarbeiter sorgen.

Lean Leadership - LEANWOLF Management

Und wie bedeutsam sind diese Maßnahmen für Sie als Unternehmer*in?

Sicherlich kosten auf den ersten Blick die Maßnahmen für eine angemessene Bezahlung und der persönlichen Weiterbildung zunächst einmal Geld. Auch die Etablierung einer konsequenten positiven Feedback- und Fehlerkultur als auch die Etablierung von passenden Strukturen & inein- andergreifenden Prozessen kosten Zeit. Jedoch amortisieren sich diese Kosten auf den zweiten Blick ziemlich schnell. Denn zufriedene und motivierte Mitarbeiter sind weniger krank, empfehlen ihr Unternehmen weiter, bringen sich mehr im Unternehmen ein und sorgen letztlich für ihren Unternehmenserfolg.

Fazit: Mit wenigen Maßnahmen können Sie es schaffen, ihre Mitarbeiter nachhaltig zu motivieren und positiv an ihr Unternehmen zu binden. Diese empfehlen Sie als Unternehmer*in weiter und sorgen eigenständig dafür, dass effektivere Prozesse etabliert und weniger Mitarbeiter benötigt werden. Schlussendlich müssen Sie dadurch weniger „Feuerwehr“ spielen, um die Brandherde in ihrem Unternehmen zu löschen.

Carsten Wolf

www.leanwolf.de

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